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April 2022

Das Postvelo

Der Pöstler - Gut informiert und willkommen

Mit einem schwerbepackten Velo hat der Pöstler frühmorgens seine Tour durch Untersiggenthal gestartet.

Er brachte die Post in die Briefkästen der verschiedenen Häuser, wobei diese damals noch nicht an der Strasse, sondern am Haus selber zu finden waren.

«Als kleiner Bub habe ich dem Pöstler beim Austragen der Briefe geholfen: Er gab mir jeweils vor dem Gartentürchen die Post und ich bin bis zum Haus gerannt und habe sie dort eingeworfen. Der Pöstler musste so nicht jedes Mal vom Velo absteigen und wir waren mit der Tour schneller fertig»

Heinz Hofmann

Der Briefträger musste also den Garten durchqueren und all die vielen Geschichten von Hunden, die sich am Bein des Pöstlers festbeissen, werden erklärbar…

«Lueg, s’Elfi chunnt!»

Der Pöstler war gut informiert: Die Postkarten wurden meistens noch umgedreht und gelesen, bevor sie im Schlitz des Briefkastens verschwanden. Auch blieb oft noch Zeit für einen Schwatz vor der Haustüre – oder sogar einen Kaffee in der Stube.

Für die Telefonauskunft der PTT wählte man in den 30er Jahren die Nummer «11». Erst später wurde daraus die «111».

Früher war es üblich, den verschiedenen Familien oder auch einzelnen Personen «Übernamen» zu geben. Oft rückte sogar der eigentliche Familienname in den Hintergrund. Der Pöstler Paul Hitz aus Obersiggingen hatte den Übernamen «s’Elfi»: eine Anspielung auf die Telefonauskunft.

Einmal im Monat brachte der Pöstler die Rente vorbei: Das Geld wurde bar ausbezahlt und schriftlich quittiert.

Einige tausend Franken hatte der Pöstler an einem solchen Tag auf sich!

Und es mag heute vielleicht erstaunen, dass von keinen Raubüberfällen berichtet werden musste.

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