Mai 2020
Wir haben das Glück, in nächster Umgebung „Geschichte“ erleben zu können: Direkt an der Aare gelegen finden wir die Ruine Freudenau, eine Burganlage mit Flussübergang aus dem Mittelalter.
Im Ortsmuseum Untersiggenthal ist dieser Burganlage ein Raum gewidmet: Hier können wir dank zahlreichen Ausgrabungsgegenständen, Darstellungen und Zeichnungen und einem kleinen Modell einen Eindruck von diesem stolzen Bauwerk aus vergangener Zeit gewinnen.
Unser Objekt des Monats ist ein Aquatinta-Stich von Johann Babtist Isenring aus dem Jahre 1830/1840. Man sieht – nebst dem Freudenau-Turm – Überreste der Ringmauer im Vordergrund und im Hintergrund die kleine Kirche von Rein.
Es fällt auf, dass sich der Turm im Vergleich zu heute um einiges höher und weniger zur Aare hin geneigt präsentiert.
Der mächtige Turm senkte sich im Laufe der Zeit immer mehr, da sein Fundament von der Aare unterspült wurde. Man befürchtete, dass er eines Tages in den Fluss kippen würde, und die Fischer aus Stilli fühlten sich dadurch auf der Aare nicht mehr sicher.
Auf verschiedene Arten hat man versucht, den in Schieflage geratenen Turm vor dem drohenden Einsturz zu bewahren – aber nichts war erfolgreich. Schlussendlich entschied man sich, den oberen Teil des Turmes weg zu sprengen.
Diese Sprengung verlief aber leider nicht wie geplant…
Am 10. Mai 1853 konnte man in der „Neuen Eidgenössischen Zeitung“ lesen:
"Gestern hat sich beim Abtragen des Thurmes „Freudenau“ oberhalb Stilli ein Unglück ereignet. Eine Ladung Pulver war losgegangen, aber wie man glaubte, ohne Wirkung. Als man sich jedoch auf das alte Gemäuer wagte, löste sich ein grosser Theil desselben ab. Mit demselben fielen der Unternehmer, Herr Maurer Dreier von Baden, nebst drei Arbeitern in die Aare. Herr Dreier kam mit einer Quetschung am Arme davon, zwei Arbeiter, an Bein und Kopf verwundet, retteten sich druch Schwimmen; der vierte, der bekannte Steinbrecher Stäuble, aber fand seinen Tod im nassen Grabe."